"Die Jugend von heute sitzt nur noch drinnen und spielt ständig am Handy!", so das Vorurteil. Beim Übungsabend der Jugendgruppe vom Technischen Hilfswerk (THW) Gronau sah das am vergangenen Mittwoch aber ganz anders aus. Auf dem THW-Übungsplatz in Epe war Action angesagt: das fiktive Szenario sah vor, dass Kinder beim Zündeln eine Verpuffung auslösten und Hilfe brauchten. Die THW-Jugend sollten die Verletzten erst suchen, dann betreuen und schließlich abtransportieren. Erschreckend echt geschminkte Brandwunden ließen die jungen Retter dabei ganz schön ins Schwitzen kommen.
Die 14-jährige Annika ist seit zwei Jahren in der Jugendgruppe, sie spielte eine der Verletzten. Während sie von zwei Jugendlichen auf eine Krankentrage "aufgebunden", also mit Seilen für den Transport gesichert wird, hat der Rest der Gruppe etwas Zeit zum Erklären. Auf die Frage, wie man denn zum THW kommt, antwortet der 15-jährige Jerome: "Ein Freund meinte, ich sollte auch mal mit zum THW kommen, also guckte ich mir das an. Und bin dabei geblieben". Was ihn besonders dabei reizt, weiß er genau: "Es macht immer Spaß, raus zu fahren. Man erlebt Sachen, die man woanders nicht erleben kann. Man lernt, mit Technik und Werkzeugen umzugehen und sich damit auch selbst zu helfen. Und ich habe hier tolle neue Leute kennengelernt. Das Highlight sind aber immer die längeren Fahrten, wie zum THW-Bundesjugendlager!"
Plötzlich wird es lebhaft: Maresa, auch 15 Jahre alt, spielt eine Verwirrte und muss sich einfangen lassen. Drei Jugendliche braucht es, sie zu erwischen und zu beruhigen. Der Spaß steht allen ins Gesicht geschrieben, denn Maresa hat so manchen Trick auf Lager. Am Ende sind die Verletztendarsteller gut versorgt, abtransportiert und erstaunlich schnell "geheilt". Das Szenario ist bei der Jugendgruppe ähnlich wie bei den erwachsenen THW-Helfern. Zum echten Einsatz kommen die Minderjährigen natürlich nicht. "Aber sie sind dann mit 18 Jahren in der Grundausbildung perfekt vorbereitet", erklärt Ortsjugendleiterin Lisa Dierselhuis, die zusammen mit Marius van der Wei und Jarno Hörst die Jugendlichen betreut.
"Aktuell wechseln sieben unserer Jugendlichen zu den Erwachsenen, nun sind nur noch acht in der Jugendgruppe. Das ist relativ wenig. Wir nehmen gerne noch interessierte Mädchen und Jungen von zwölf bis 16 Jahren auf", so Co-Jugendbetreuer van der Wei. Jeden Mittwoch von 18.30 bis 21 Uhr trifft sich die Jugendgruppe in der THW-Unterkunft und übt, wie man in Katastrophen und nach Unfällen hilft. Es werden z. B. Pumpen benutzt und Konstruktionen gebaut, die blauen Einsatzfahrzeuge werden dabei auch benutzt. Schweres Gerät wie etwa Motorsägen sind natürlich tabu, doch dafür gibt es aber auch Spieleabende oder Besuche im Freizeitpark. Interessierte Jugendliche wenden sich bitte per E-Mail an l.dierselhuis(at)thw-gronau.de.