Die 1980er Jahre
1980 startete für das THW generell weniger gut: Der Landesbeauftragte für NRW veranlasste einen Sparzwang und seltenere Dienste, da sieben Prozent weniger Gelder bereitstanden. Im Jahr zuvor wurden bereits zwei Monate lang gar keine Übungen durchgeführt. In Gronau begann im Jahre 1981 die Suche nach einer neuen Unterkunft, da die damalige Liegenschaft den Anforderungen nicht mehr entsprach. Kurz darauf stellte sich dann auch die wohl dunkelste Stunde des Ortsverbandes ein: am Dienstag, dem 19. Juli 1983 ging nach Schweißarbeiten die Fahrzeughalle an der Hörster Straße in Flammen auf (siehe Nebenartikel).
Nach diesem Unglücksfall folgte direkt der Konkurs der Firma van Delden, welche die Eigentümerin der Unterkunft war. Somit zog der Ortsverband in die Gebäude der ehemaligen Gaswerke der VEW (heute Stadtwerke Gronau) an der Vereinsstraße 135 um. Diese Liegenschaft wurde die ersten fünf Jahre lang von den Stadtwerken gemietet, an gleicher Stelle stand mindestens seit den 30er Jahren das in Gronau recht bekannte Gasometer.
Im Mai 1985 wurde die jetzige Unterkunft an der Vereinsstraße nach der Renovierung und dem Bau der neuen Garagen bezogen. Praktisch der gesamte Innenausbau, die Elektrik und vieles mehr war von den geschickten THWlern in Eigenleistung geschaffen worden. Dass die Immobilie an der Vereinsstraße überhaupt ins Auge gefasst wurde, geht auf den THW-Ortsbeauftragten Friedrich „Fiete“ Meyer, zurück. Meyer war von 1981 bis 1996 in diesem Amt, zudem Mitglied des Gronauer Stadtrats und beruflich Werkmeister bei der Spinnerei Deutschland.
Zur gleichen Zeit wurden schrittweise neue Fahrzeuge und Ausrüstung beschafft. Zur Besonderheit wurde 1983 der nagelneue Mannschaftskraftwagen (MKW). Nach über 20 Jahren war der LKW „das erste neue Fahrzeug im Gronauer THW“. Nur zwei Tage nach der offiziellen Übergabe stand eine Fahrt nach Ahaus an, auf deren Rückfahrt kurz vor Epe ein Porsche das Einsatzfahrzeug überholte. Die Freundin des Porsche-Besitzers saß auf einer Probefahrt das erste Mal hinter dem Steuer des Flitzers, und überholte. Am Bundeswehrdepot Epe wendete sie direkt wieder und wollte zurück. Den blauen LKW übersah sie wohl, nahm ihm die Vorfahrt und schrottete den Sportwagen zwischen den LKW-Achsen. Verletzt wurde niemand, das Einsatzfahrzeug war nun aber ein „Prachtstück mit Macke“, wie die WN titelten.
1987 gründeten die Mitglieder des THW Gronau die „Vereinigung der Helfer und Förderer des Technischen Hilfswerks e.V. Gronau (Westf.)“, kurz „Helfervereinigung“ als Förderverein und Interessensvertretung des Ortsverbandes. Damit war die Akquirierung von Spenden und Beschaffung von Geräten und Fahrzeugen außerhalb des Rahmens der THW-Vorgaben möglich. Vorrangiges Ziel der Helfervereinigung ist „die Förderung der Rettung aus Lebensgefahr und die Förderung der Jugendpflege.“ Im Laufe der Jahrzehnte wurden unzählige Werkzeuge, Großgeräte und Fahrzeuge beschafft, welche zum Teil auch von der Bundesanstalt THW übernommen und unterhalten wurden und werden. Die größten Anschaffungen der letzten Jahre waren vor allem ein Volkswagen Transporter für die Jugendgruppe (beschafft 2010), die Gelenkarbeitsbühne 18m (2019) und das „Utility Terrain Vehicle“, ein Geländespezialfahrzeug (2023).
Die beiden wohl belastendsten Einätze der 80er Jahre waren gleich zwei Todesfälle von Kindern, beides absolviert von der THW-Taucherstaffel: 1979 kippte ein vierzehnjähriger Junge auf dem Drilandsee mit seinem Boot um und tauchte nicht wieder auf. Unter den Augen von knapp 2000 Schaulustigen durchkämmten die THW-Taucher im trüben Wasser den Seegrund in langen Bahnen, bis sie fündig wurden. Michael Dierselhuis, heute noch im Ortsverband Gronau aktiv, bekam den Jungen dabei unter Wasser zu fassen und konnte ihn bergen. Leider kam jedoch jede Hilfe zu spät. Drei Jahre später wurde ein neunjähriger Junge in der Nähe des Goorbachs vermisst. Erst nach mehreren Tagen und groß angelegten Suchaktionen wurde der Leichnam von THW- und Feuerwehrtauchern im Wasser gefunden.
Ein Stück Tradition wurde 1989 geschaffen, das THW Gronau bekam seine eigene Fahne. Im November wurde das gut ein mal ein Meter große dunkelblaue Tuch am schweren Fahnenstock in der St.-Josef-Kirche von Pastor Barlage feierlich gesegnet. Seitdem ist die Fahne bei Hochzeiten, kirchlichen Feierlichkeiten und auch bei Todesfällen in der THW-Familie als Symbol der Hilfe am Nächsten immer mit dabei. Die Beschaffung einer zweiten Fahne, genauer: einer Standarte, ist aktuell in Planung - die Jugendgruppe soll bis zu ihrem 50-jährigen Bestehen 2029 auch ein eigenes Symbol haben. Die THW-Helfervereinigung wird dafür die Finanzierung übernehmen.
Brand alte und Bau neue Unterkunft
1983 stellte sich die wohl dunkelste Stunde des THW-Ortsverbandes Gronau ein: am Dienstag, dem 19.Juli ging nach Schweißarbeiten die THW-Fahrzeughalle an der Hörster Straße in Flammen auf. Ausrüstung und Fahrzeuge von hohem materiellem und ideellem Wert gingen dabei verloren. Die THWler selbst wurden per Funkmelder zur Unterkunft in einen Einsatz gerufen – um vor Ort zu begreifen, dass es sie selbst „erwischt“ hatte.
In den Fahrzeughallen gelagerte Benzinkanister zerbarsten lautstark, die Feuerwehr rückte mit einem Großaufgebot an. Mehrere der völlig deformierten Kanister wurden von den Brandschützern viele Jahre als Anschauungsobjekt bei Ausbildungen genutzt, einer davon wurde dem THW zum 40. Jubiläum 1994 zurückgeschenkt – knallrot lackiert und mit Informationstafel versehen. Eine Erinnerung, die heute noch in der (neuen) Unterkunft von dieser Geschichte zeugt.
Bernhard Helling, heute noch Verwaltungsbeauftragter im THW, sprang beim Brand hinter das Steuer des „MKWs“, des Mannschaftskraftwagens, welcher erst einige Monate alt war und fuhr ihn aus den Flammen. Das Fahrzeug blieb unbeschädigt und fuhr noch bis in die 2000er Jahre. Helling hatte bei der Rettung ordentlich Qualm in die Lunge bekommen und beinahe eine Rauchvergiftung erlitten. Für seinen Einsatz bekam er später das THW-Ehrenzeichen in Silber.
Am Ende des Tages war das Feuer gelöscht, aber zwei Anhänger und zwei Schlauchboote, Küchenausstattung, ein Hanomag-Einsatzfahrzeug, Notstromerzeuger und diverses weiteres Gerät waren verloren. Der entstandene Schaden wurde auf eine dreiviertel Million D-Mark geschätzt. Die Unterkunftsgebäude selbst waren zwar nicht betroffen, aufgrund ihres Alters aber nicht mehr in gutem Zustand. 1985 folgte der Umzug in die neue THW-Unterkunft an der Vereinsstraße 135.