1970er Jahre
Die 70er Jahre starteten für das THW mit einem Amtswechsel: Der bisherige Ortsbeauftragte Heinz Röver gab sein Amt weiter an Gronaus ersten Beigeordneten, Dr. Jürgen Becker. Viel später, nach der Wende Anfang der 90er Jahre, zog der gelernte Jurist nach Schönebeck in Sachsen-Anhalt. Dort half er mit Unterstützung der alten Kameraden vom THW Gronau dem neugegründeten THW-OV Calbe auf die Beine. Becker blieb bis 1972 im Amt und wurde von Stadtbaurat Heinz Strickling abgelöst, der sein Amt ins Jahr 1981 ausführte. Einen Monat nach seiner Amtsübergabe verstarb er im Alter von nur 43 Jahren völlig überraschend und schockierend für seinen THW-Ortsverband.
Anfang der 70er Jahre war über ein „Katastrophenschutzzentrum“ diskutiert worden, wie die WN damals berichteten: „Es brauchte sich keineswegs auf das Technische Hilfswerk zu beschränken, auch wenn ihm in erster Linie geholfen würde. Von [dem THW Ortsbeauftragten] Becker wurde in Vorschlag gebracht, hierfür unter Umständen das Gelände im Anschluß an die Feuerwache zu nehmen“. Aus den Plänen wurde jedoch nichts, stattdessen wurde die bisherige Unterkunft an der Hörster Straße endlich mit Bundesmitteln renoviert. Nach vielen Jahren war die Zeit dafür auch dringend gekommen.
Erstmals konnte nun wirklich von einer „Unterkunft“ gesprochen werden und nicht mehr nur von provisorischen Räumlichkeiten. Neben Büroräumen gab es endlich Duschen und angemessene Waschräume. Die bisherigen „Schweinetröge“, wie die simplen Waschwannen genannt wurden, waren damit endlich passé. Auch der Fahrzeugpark und die Geräteausstattung wurden erheblich verbessert. Neben den restlichen khakifarbenen LSHD-Fahrzeugen erstrahlten die Neuzugänge allesamt in „THW blau“.
1974 begann bei der Hochzeit von THW-Helfer Ulrich von Sobbe und Magdalena Ast eine Tradition der Gronauer Katastrophenschützer, die bis heute anhält: das „Spalierstehen“ bei Hochzeiten eigener Helferinnen und Helfer. Je nach Lust und Laune muss das Brautpaar nicht nur das Spalier der THWler abschreiten, sondern am Ende einen Holzbalken sägen, Leinen zerschneiden oder sonstige Hindernisse überwinden. Da die Sägen und Scheren dafür extra stumpf und präpariert sind (es existiert eigens eine „Hochzeitssäge“), ist der Spaß aller Beteiligten garantiert.
Ende der 70er Jahre fanden sich einige tauchbegeisterte Gronauer THWler zusammen und gründeten eine Tauchergruppe im THW. Das gesamte Equipment wurde privat beschafft, vom Neoprenanzug bis zur Atemluftflasche. Auch die notwendigen Tauchscheine wurden privat gemacht. Geübt wurden Tauchgänge, sogar unter Eis, im Rahmen der THW-Dienste. Meist im Drilandsee, der Schieferkuhle oder im Eper Freibad, das damals noch eine Traglufthalle hatte. Zum Einsatz kam die Tauchergruppe zweimal bei tragischen Todesfällen junger Knaben in Goorbach und Drilandsee. Mitte der 80er Jahre löste sich die Gruppe langsam auf. THW-offiziell war sie nie, allerdings durchaus geduldet. Parallel wurde von der Feuerwehr Gronau die Taucherstaffel gegründet, welche in den folgenden Jahren die schnelle und professionelle Wasserrettung in Gronau und Umgebung sicherstellte.
Um den THW-Nachwuchs besser sicherzustellen, wurde 1979 in Gronau erstmals eine THW-Jugendgruppe für 12 bis 17-jährige gegründet. Zuvor konnte man erst mit 16 Jahren im THW anfangen, nun war es möglich noch früher Nachwuchs für das Ehrenamt im Katastrophenschutz zu gewinnen. Hermann Berkemeyer war der erste Jugendbetreuer im THW Gronau, als eigenes Fahrzeug hatte die Gruppe einen älteren „Hanomag“-Mannschaftskraftwagen nur für sich.
Einsätze gab es in den 70er Jahren bereits mehr als in den Jahrzehnten zuvor, auch durch die engere Zusammenarbeit mit der Feuerwehr. Der damalige THW-Landesbeauftragte Kautzy unterstrich dies 1970 bei einer Feier im THW Gronau: „Die kleinen Alltagskatastrophen, zu denen das THW sehr oft gerufen würden, nehmen immer mehr zu“. Zu erwähnen sind Stürme und Überschwemmungen, sowie ein großer Vennbrand nahe der Eper Salzgewinnung 1979. Nahe des Gronauer Freibades wurde in einer mehrtägigen Aktion die damalige Brücke für den Fietspad über den Schwarzbach gebaut, deren Nachfolger vor einigen Jahren noch erneuert wurde.
Einen ganzen Sommer lagen Ende der 70er Jahre Feldtelefonkabel des THW Gronau vom Dreiländersee bis zur Gaststätte Driland. Das DLRG Ahaus, bereits seit den ersten Jahren des Sees mit dessen Aufsicht betraut, benötigte eine Notrufmöglichkeit. Per THW-Feldtelefon ging die Nachricht zum Hotel Driland, von dort mit dem echten Telefon zur Notrufleitstelle. Die Kabel waren durch Bäume und über Straßen zum Hotel verlegt worden und wurden zum Winter wieder abgebaut. Ein Steg für die Rettungsboote der DLRG wurde ebenfalls vom THW Gronau errichtet.
Jugendgruppe
Die THW-Jugend ist die Nachwuchsorganisation der Katastrophenschutzorganisation und als eingetragener Verein ein eigenständiger Jugendverband. Das Motto ist „Spielend Helfen lernen“. In Gronau existiert die Nachwuchsabteilung seit 1979, erster Jugendbetreuer und Mitgründer war Hermann Berkemeyer. Zuvor konnte man im THW erst mit 16 Jahren anfangen und war gleich „bei den Großen“ mit dabei – wenn auch nur zu Übungen.
In die neue Jugendgruppe konnte man nun bereits mit 12 Jahren eintreten, das hat sich bis heute nicht geändert. Die Mädchen und Jungen lernen im Prinzip dasselbe wie die erwachsenen THWler: das Retten von Sachgütern, Tieren und Menschen. Den Umgang mit Werkzeugen und Geräten, wobei die Gefährlichen wie Motorsägen und Trennschleifer natürlich tabu sind, lernen sie auch. Arbeiten mit großen Pumpen, Notstromerzeugern, Bauen von Konstruktionen, Fahren auf dem Wasser - diese Kombination gibt es nur in der THW Jugend. Zusätzlich gibt es in der Jugendgruppe weitere Freizeitaktivitäten wie Basteln, Backen, Schwimmen oder der Besuch von Zeltlagern.
In Juli dieses Jahres noch fuhren die Gronauer Nachwuchshelferinnen und -Helfer für eine Woche zum Bundesjugendlager in die Nähe von Trier, welches etwa alle zwei bis drei Jahre in Deutschland stattfindet. Das THW mit seiner Expertise in Einsatz-Logistik hatte dort eine Zeltstadt für über 4000 Teilnehmende aufgebaut. Alles inklusive Schlafzelten, frisch zubereiteter Verpflegung für die Tausenden, Sanitätsdienst, sanitärer Anlagen, Lagerzeitung und Workshops.
Mit 18 Jahren findet dann der Übergang aus der Jugend in den aktiven THW-Dienst statt. Die obligatorische THW-Grundausbildung samt Prüfung ist für die Jugendlichen meist ein „Klacks“, da sie fast alle Themen bereits jahrelang erlernen konnten.
Die Gronauer Jugendgruppe trifft sich jeden Mittwochabend ab 18 Uhr in der THW-Unterkunft an der Vereinsstraße 135, sie wird seit Anfang 2024 geleitet von Hendrik Lübbers und seiner Stellvertreterin Jule Böing.