Exportschlager Ehrenamt - THW Gronau unterstützt Ausbildung von Jordaniern

Ausbildung von Jordanischen Katastrophenschützern in Wesel - THW Gronau stellt Ausbilder und Unterstützungskräfte

Fotos: Ralf Kosse/THW Gronau

"This is to shorten wood!" - "damit kann man Holz einkürzen" sagt Mahmoud und grinst während er eine Säge hochhält. Eine Kleinigkeit für den Berufs-Katastrophenschützer vom "JCD", der jordanischen Zivilschutzbehörde. Mahmoud und seine 13 Kollegen wurden in den letzten beiden Wochen in Wesel von ehrenamtlichen Helfern des Technischen Hilfswerks (THW) aus Deutschland ausgebildet – und auch vier Ausbilder vom THW Gronau waren mit dabei.

Christian Langermann, Dieter Heupink, Patrick Niehoff und Ralf Kosse unterstützten die Ausbildung der Katastrophenschützer aus Jordanien, die in den nächsten Jahren Katastrophenschutzstrukturen auf ehrenamtlicher Basis aufbauen möchten. Das jordanische Königreich möchte so den Selbstschutz der Bevölkerung stärken und seine Bürger mehr in staatliche Aufgaben mit einbeziehen. Außerdem werden in dem kleinen arabischen Land dringend mehr Katastrophenschützer benötigt. Jordanien hat mit seinen gut neuneinhalb Millionen Einwohnern in den letzten sieben Jahren alleine bis zu 1,3 Millionen syrische Flüchtlinge aufgenommen, und über zwei Millionen Palästinenser in den letzten Jahrzehnten. Daher sollen auch die Syrer in Jordanien auf den Wiederaufbau ihres Landes vorbereitet werden.

Das Auswärtige Amt finanziert das Projekt des Technischen Hilfswerks, das den jordanischen Zivilschutz dabei unterstützt, eine ehrenamtliche Organisation nach deutschem Vorbild aufzubauen. Deutschland möchte dem politisch stabilen Land im Nahen Osten unter die Arme greifen und die Idee von Ehrenamt und der Mitwirkung von Bürgern an staatlichen Aufgaben vermitteln. Jordanien ist bemüht, als Vorreiter für Reformen in der Region zu gelten, König Abdullah II. strebt für sein Land nach systematischer Modernisierung.

Die THW-Geschäftsstelle Wesel stellte die Örtlichkeiten für eine Ausbildung der als Multiplikatoren vorgesehenen Katastrophenschützer, sie sollen in ihrem Heimatland Freiwillige zu Experten ausbilden. Insgesamt 40 Ausbilder und Organisatoren aus THW-Ortsverbänden in der Nähe Wesels sowie einige auslandserfahrene THWler aus ganz Deutschland waren mit dabei. Sie brachten den Jordaniern die Idee des in Deutschland so vielfältigen Ehrenamts näher. Für die arabischen Gäste etwas ganz Neues – eine zivile  Arbeitsstelle zu haben und trotzdem für den Staat unentgeltlich zu helfen. Fachlich sind die Jordanier in etwa auf dem Stand der ehrenamtlichen THWler, teils auch darüber. Jedoch wie man freiwillige Helfer gewinnt, ausbildet und in einer Katastrophenschutzorganisation hält, das konnten sie noch lernen.

Die Motivation von Freiwilligen, Spaß am Helfen, aber auch deutsche Sicherheitsvorgaben wurden anhand praktischer Ausbildung vermittelt. Die Jordanier absolvierten die gesamte THW-Grundausbildung, der Schwerpunkt lag jedoch auf der Didaktik der Ausbildung und nicht auf fachlichen Details. Lediglich die Motorsäge war den meisten Jordaniern neu – Palmen mit ihren langen Fasern kann man damit kaum sägen, wie Shiyar, der Dolmetscher vom THW Sinzig darlegte. Shiyar selbst ist gebürtiger Syrer und seit zwei Jahren ehrenamtlich beim THW – der perfekte Übersetzer für die Jordanier. Gesprochen wurde von den THWlern meist Englisch, die Dolmetscher, zwei der Jordanier und drei THW-Helfer, übersetzten dann zusätzlich ins Arabische.

Ausbildungsthemen gibt es eine Menge – Verhalten im Einsatz, Bearbeitung von Metall, Holz und Stein, Anheben von Lasten mit hydraulischen Hebewerkzeugen, Retten aus Fahrzeugen oder das den Jordaniern eher unbekannte Fahren auf dem Wasser – mit THW-Rettungsbooten und Pontons auf dem Rhein. Die Jordanier brachten Deutschlands längstem Fluss mit den vielen riesigen Frachtschiffen großen Respekt entgegen, im trockenen Jordanien gibt es keinerlei Wasserstraßen mit Schiffsverkehr.

Die Deutschen vermittelten viele Tricks, die Ausbildung im Ehrenamt mit Spaß zu verbinden. So wurden viele Aufgaben als kleine Wettkämpfe zwischen den Ausbildungsgruppen gestaltet, die den Teamgeist anspornten und für gute Laune sorgten. Praktische Erarbeitung von Wissen in der Gruppe wurde dabei trockenem Frontalunterricht vorgezogen. Die jordanischen Profis dagegen konnten den Deutschen so manch kleinen Handgriff zeigen, der im Einsatz Zeit oder Kraft spart.

Ein besonderes Highlight ereignete sich am Sonntag vor einer Woche: die Jordanier wurden nachmittags von Wesel zu ihrem Hotel in Duisburg gefahren, unter anderem auch von Christian Langermann. An einer Kreuzung hatte kurz vor der Ankunft der THW-Bullis eine Motorrollerfahrerin einen Unfall und lag verletzt auf der Straße. Rettungswagen und Polizei waren noch nicht vor Ort, die Unfallstelle war noch ungesichert. Langermann und seine THW-Kameraden zögerten nicht lange: die Jordanier sollten gleich zeigen, dass sie die Unterrichtseinheit "Absichern von Einsatzstellen" vom Freitag noch parat hatten.

Die arabischen Gäste schlüpften in Warnwesten, stellten Sicherungsleitkegel und Warnschilder des THW auf und leiteten den Verkehr um die Unfallstelle. "Ein beeindruckender Einsatz", so Christian Langermann. "Die Jordanier wussten sofort, was zu tun ist, sie haben sich vorbildlich verhalten. Auch die später eintreffende Polizei lobte den Einsatz der arabischen Gäste ausdrücklich. Der Stolz stand allen ins Gesicht geschrieben!". Der sicherlich erste Einsatz eines jordanisch-deutschen Teams auf deutschem Boden, wie die THW-Verantwortliche für das Jordanien-Projekt im THW, Maren Jaschke, erläutert. Und die Rollerfahrerin ist mittlerweile auch wieder auf den Beinen.

In Erinnerung bleiben werden den Jordaniern sicher das Mantra der deutschen Ausbilder "Safety, safety, safety", das alle Arbeiten begleitete. Ausserdem das Wort "Stangenschlangenbohrer", welches schlussendlich fast allen Jordaniern flüssig über die Lippen ging. Und was nehmen die THWler mit? Mit Sicherheit die mitreißenden Tänze der Araber, klatschend im Kreis und alle Anwesenden miteinbeziehend – nach dem Mittag, während Kaffeepausen – nahöstliche Lebensfreude eben.


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