Borken/Gronau. Im Jahr 2022 registrierte die Polizei in Deutschland 650 Übergriffe auf Feuerwehrleute, zudem wurden weitere 1.920 Gewalttaten gegen sonstige Rettungskräfte registriert. Gegen Polizistinnen und Polizisten gab es sogar 42.777 Angriffe, die Tendenz ist stark steigend. Der Tod des vor einer Woche mit einem Messer angegriffenen Polizisten in Mannheim hat das Thema aktuell wieder in die Schlagzeilen gebracht. Vor diesem Hintergrund rückt die Wanderausstellung Der Mensch dahinter der Initiative für Respekt und Toleranz solche und ähnliche Vorfälle in den Fokus.
„Um Dank und Anerkennung zu zeigen, haben wir uns als Kreis Borken und als Kreispolizeibehörde Borken dazu entschlossen, die Ausstellung im Borkener Kreishaus zu zeigen. Gleichzeitig verurteilen wir Anfeindungen, Gewalt und Respektlosigkeit“, verdeutlichte Landrat Dr. Kai Zwicker bei der feierlichen Eröffnung der Ausstellung im Kreishaus am vergangenen Freitag. Vom 7. bis zum 30. Juni 2024 ist „Der Mensch dahinter“ nun im Foyer des Kreishauses in Borken ausgestellt. Auf großformatigen Fotos sind Einsatzkräfte abgebildet, die in unterschiedlichsten Bereichen tätig sind und oftmals Anfeindungen und Respektlosigkeiten erdulden müssen.
Mit dabei ist auch Karsten Kebbedies, Zugtruppführer im Ortsverband Gronau des Technischen Hilfswerks (THW). Sein Porträt ist neuer Bestandteil der Ausstellung aus 40 Bildern. Kebbedies' Geschichten von Einsätzen im THW gehören auch dazu. Neben uniformierten Frauen und Männern aus dem ganzen Bundesgebiet sind mit dem Gronauer THWler nun auch weitere Einsatzkräfte aus dem Kreis Borken. Christoph Dölle, (Rettungswache Stadtlohn), Simone Schulze Beikel (Feuerwehr Legden) und Lea Thien (Kreispolizeibehörde Borken) zeigen verschiedene Aspekte der „Blaulichtfamilie“ unseres Kreises. Texttafeln mit ihren jeweiligen Geschichten geben Einblicke in ihre Tätigkeiten und den Dienstalltag, berichten über besondere Erlebnisse im Einsatz und die Motivation für ihr berufliches oder ehrenamtliches Engagement.
THW-Helfer Kebbedies hat selbst noch keine körperlichen Attacken erlebt, kennt aber gereizte Stimmung und Aggressionen, insbesondere bei Absperrungen von Einsätzen oder Übungen: „Da gibt es schonmal Ärger, wenn Menschen nicht durchkommen oder zugeparkt sind.“ Seit über 25 Jahren ist der hauptberufliche Systemadministrator ehrenamtlich im THW Gronau aktiv und hat schon einiges gesehen. Egal ob Elbe-Hochwasser oder die Feuerwerkskatastrophe in Enschede, Schneechaos im Münsterland oder der Einsatz im Ahrtal - Kebbedies war mit dabei. Als Zugtruppführer ist der verheiratete Familienvater der Stellvertreter des THW-Einsatzleiters und einer der ersten Ansprechpartner in Einsätzen.
„Sie repräsentieren auch unseren Kreis im ganzen Land mit der Wanderausstellung!“, so Landrat Zwicker bei der Ausstellungseröffnung. Er zeigte sich ergriffen vom Engagement der Hilfskräfte: „Die Bilder sind zwar beeindruckend, aber die Texte noch viel mehr. Man merkt, welche Menschen in den Uniformen stecken, das sind Menschen wie du und ich!“. Der Kreis Borken sei der Initiative beigetreten, da bemerkt worden war, dass die Mitarbeiter und Einsatzkräfte immer mehr angegangen werden.
