Wie bekommt man hunderte Personen satt?

THW Koch Meinolf Honermann weiß es und sehnt sich nach dem Ende der Pandemie

Die Dimensionen muten gewaltig an, wenn Meinolf Honermann für den THW-Ortsverband Gronau kocht (Archivbild)

Wie man 400 Personen bekocht? Was anderen sofort Schweiß auf die Stirn treibt, ist für Meinolf Honermann keine große Sache: „Och, da nimmt man einfach die normalen Portionen wie Zuhause, und rechnet dann hoch. Mit etwas Erfahrung klappt das schon!“. Honermann ist der Koch beim Technischen Hilfswerk (THW) im Ortsverband Gronau und Chef des Verpflegungstrupps. Er hat genau diese Erfahrung. Er verpflegt in Einsätzen, nach Übungen und Dienstabenden die Kameradinnen und Kameraden. Sein Stellvertreter Alex Urbatsch ist immer zu Stelle, beide werden von weiteren Helferinnen und Helfern des Gronauer Ortsverbandes unterstützt.

Die Hilfsorganisation des Bundes ist vorrangig bei Katastrophen, Großbränden oder Hochwassern im Einsatz. Unter dem Stichwort „Logistik“ sind einige Ortsverbände, wie der in Gronau, aber auch in der Lage, nicht nur die eigene Mannschaft, sondern auch weitere Hilfskräfte oder die Bevölkerung mit Mahlzeiten zu versorgen. Die Gronauer haben neben ihrer festen Küche in der Unterkunft unter der Bezeichnung „Feldkochherd“ auch eine Gulaschkanone, die auf einem LKW-Anhänger betrieben wird. „Die wird mit Propangas befeuert, würde zur Not aber mit Diesel oder sogar Holz laufen“ erläutert Honermann.

Der 55-Jährige ist ehrenamtlich im THW und arbeitet im normalen Leben als gelernter Schlosser im Metallbau. Vielseitig ist er: 38 Jahre hat er als Facharbeiter in der Gewebeherstellung gearbeitet, war lange Vorsitzender des Betriebsrats. „Ins THW brachte mich 1993 mein Schwiegervater. Er sagte damals, die bräuchten mich, also machte ich mit. Meine Frau kannte das THW also noch vor mir und meine beiden jetzt erwachsenen Töchter sind damit groß geworden.“

Bis 2010 hat Honermann in der „Bergungsgruppe“ die klassischen THW-Aufgaben wie das Retten von Verschütteten und die Arbeit mit schweren Lasten ausgeübt. Dann wurde Unterstützung in der Koch-Mannschaft gesucht und Honermann wechselte: „Das passte auch besser zu meinem Schichtdienst“, begründet er die neue Aufgabe. Als sein Vorgänger Martin Hartmann in diesem Jahr Verwaltungshelfer wurde, übernahm Honermann auch noch die Führung des Verpflegungstrupps.

Wie schafft man es denn, in solchen Dimensionen zu kochen, und wie lernt man so etwas? Honermann sieht’s entspannt: „Die Ideen hole ich mir überall – im Supermarkt, bei meiner Famile, in Internetportalen, bei Facebook, queerbeet. Das probiere ich erstmal Zuhause und wenn’s uns schmeckt, koche ich es auch beim THW im großen Stil“. Dort sind es im Normalfall vielleicht 15 bis 30 Portionen an einem Dienstabend. „Ich gucke vorher, wie viele Personen da sind und schätze grob die Mengen an Zutaten ab. Wir bekommen unsere Helferinnen und Helfer immer satt“ freut er sich.

Richtig stressig wurde es beim Großbrand im Gronauer Amtsvenn 2011: „Zuerst waren es 30 Essen für die Feuerwehr, dann 80, am Ende 400. Der Einsatz wurde immer größer und wir kamen mit der Verpflegung kaum hinterher. Geschafft haben wir es aber trotzdem“. Im Einsatzfall wird auf einfache, schnell zu zubereitende Mahlzeiten zurückgegriffen. 200 Liter Erbsensuppe haben den Einsatz im Venn damals verpflegungstechnisch ermöglicht. Dazu 1800 belegte Brötchenhälften und 50 Liter Kaffee.

Bei Übungen und Ausbildungen kommt Honermann dann eher dazu, sein Lieblingsessen zu kochen. „Bloß keine Sachen aus dem Eimer!“ ist ihm sehr wichtig. „Ich nehme am liebsten schönes frisches Gemüse, mache Braten, Aufläufe, etwas im Backofen. Am liebsten Grünkohl oder dicke Rippe mit Schwarzbiersauce.“ Eine klare Vorliebe hat er dabei: „Ich befasse mich lieber mit dem Kochtopf und der Bratpfanne als mit dem Grill. Fürs Grillen ist bei uns Alex zuständig, das ist seine Spezialität“.

Die Gronauer THWler mögen es gerne nach Hausmannsart. Honermanns Frikadellen sind der Renner und sogar bei niederländischen Feuerwehren stark gefragt. Abwechslung ist wichtig, jeden Freitagabend Pommes würde nicht gut angenommen.

Auch wenn die Suppenkellen beim THW schon mal über einen halben Liter fassen und es Kochlöffel in Paddel-Größe gibt - den eigentlichen Unterschied zum Kochen Zuhause sieht Honermann eher nicht in der Menge, sondern in der Verantwortung: „Beim THW muss es strikt nach Hygiene gehen. Zuhause gilt das zwar auch, aber dort ist z. B. das Mindesthaltbarkeitsdatum eher eine Empfehlung. In der THW-Küche halten wir das penibelst ein. Außerdem mache ich immer eine Rückstellprobe. Eine Mahlzeit wird dafür eingefroren für den Fall, dass jemand nach dem Essen erkrankt. So kann ich nachweisen, dass wir nicht Schuld waren.“

Die Verantwortung lässt ihn nicht los, durch verschiedenste wochenlange THW-Lehrgänge in Sachen Hygiene und Kochen im Einsatz ist er professionell aufgestellt. Sogar eine THW-Fortbildung als Koch-Ausbilder hat er absolviert. Das Thema Hygiene ist somit auch in Corona-Zeiten für ihn kein Problem. Händewaschen und extra Desinfizieren war für ihn schon immer selbstverständlich.

Meinolf Honermann vermisst jetzt in den Zeiten der Pandemie das gemeinsame Essen und Zusammensitzen nach dem Dienstbetrieb: „Das Erste, was ich nach Corona beim THW kochen werde, sind Spaghetti mit Hähnchen, mit Paprika und ein bisschen Sahne. Das habe ich Zuhause schon ausprobiert, meine Familie war begeistert. Einmal wieder mit allen in der THW-Unterkunft zusammensitzen und zufriedene, satte Gesichter sehen, das wär’s jetzt!“  


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