22.04.2018, von Ralf Kosse

Katastrophenschutz unter Nachbarn

THW Gronau präsentiert sich auf dem Flughafen Twente

Fotos: Timo Sonntag, Arthur Blom

Am westlichen Rand von Gronau liegt die niederländische Grenze – doch die Welt hört dort nicht auf. Vor allem nicht, wenn es um Unglücke und Katastrophen geht. Glücklicherweise sehen dies auch die Feuerwehren und die Katastrophenschutz-Organisationen beider Ländern so. Nicht erst seit der Feuerwerks-Katastrophe in Enschede im Mai 2000 arbeiten Feuerwehren, Rettungsdienste und Hilfsorganisationen untereinander Hand in Hand zusammen. Das Technische Hilfswerk (THW) ist da keine Ausnahme.

So ist es auch nur selbstverständlich, dass das THW Gronau sich Mitte April 2018 für zwei Tage auf der niederländischen Katastrophenschutzmesse „eRic“ (etwa: „Internationale Expo Gefahrenabwehr, Zwischenfall- und Krisenmanagement“) präsentierte. Die Messe findet alle zwei Jahre statt und ist Präsentationsmöglichkeit für Anbieter von Rettungstechnik, sowie Treffpunkt für Feuerwehren, Rettungs-, Sicherheits- und weitere Fachkräfte aus den ganzen Niederlanden. Man kennt sich und knüpft Kontakte, diskutiert und erfährt von Neuerungen. Neben den klassischen Bereichen Sicherheit, Katastrophenschutz und Brandbekämpfung stand dieses Jahr auch das Thema Terrorismus-Bekämpfung im Fokus.

Um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Katastrophenschutz zwischen Deutschland und den Niederlanden zu fördern, war auch das Technische Hilfswerk als Bundesorganisation mit einem Stand vertreten. Mit dabei waren auch sechs ehrenamtliche Helfer des THW Gronau. Zusammen mit Kameradinnen und Kameraden vom THW aus Wesel, Bocholt, Beckum und Ahaus zeigten sie den Niederländern nicht nur, was das Besondere an der Organisationsstruktur des THW ist, sondern auch, welche Geräte benutzt werden und wie gearbeitet wird. Neben der Feuerwehr Bocholt handelte es sich um die einzige weitere Hilfsorganisation aus Deutschland.

Was bei den niederländischen Besuchern für besonderes Interesse sorgte, war die deutschlandweit identische Struktur des THW: im Gegensatz zu den niederländischen Feuerwehren, bei denen jede autark ihre Ausstattung bestimmt, sind in Deutschland alle 668 Ortsverbände ähnlich strukturiert, die „erste Bergungsgruppe“ in Gronau ist zum Beispiel genauso ausgestattet wie die in München oder in Flensburg. 

Die Möglichkeit des THW, mit Bundesmitteln aufwendiges Spezialgerät für einzelne Ortsverbände zu beschaffen und ggf. landesweit einzusetzen sorgte für großes Interesse -  fehlt dies den lokalen Ortsfeuerwehren der Niederlande naturgemäß, da sie nur für den eigenen Ort planen können. Dahingehend ist auch das THW-Konzept der spezialisierten Fachgruppen eine sinnvolle Alternative, die auch die deutsche Feuerwehr so nicht hat. Beispielsweise ist der Ortsverband Gronau mit einer Fachgruppe für Elektroversorgung ausgestattet, das THW Ahaus hat die Fachgruppe Radlader für vielfältige Zwecke und die Bocholter THWler können mit den spezialisierten Suchhunden ihrer Ortungsgruppe verschüttete Personen finden. Jede der insgesamt 16 Fachgruppen ist vielfach vertreten und gleichmäßig über Deutschland verteilt.

Neben den Gronauer Helfern, die am Stand mit Abseilturm, Plasmaschneidern und Hebewerkzeugen für Aufmerksamkeit sorgten, versorgte der Gronauer THW-Verpflegungstrupp die beteiligten Organisatoren der eRic sowie die ehrenamtlichen Aussteller aus beiden Ländern mit abwechslungsreichem Essen – ein Umstand, der von den Niederländern freudig begrüßt wurde. Braten mit Gemüse oder knusprige Brötchen statt üblichem Messe-Fastfood machen halt gute Laune!

Die THW-Helfer aus Gronau boten sich als Aussteller an mit teils hervorragenden Niederländisch-Kenntnissen – die Sprache war wirklich keine Hürde. Alte Bekanntschaften von vergangenen Messen wurden gepflegt und neue wurden geschlossen. Spätestens auf der nächsten Katastrophenschutzausstellung im Süd-Niederländischen Vlissingen im August wird man sich wiedertreffen – falls dem nicht ein grenzüberschreitender Einsatz zuvorkommt.


  • Fotos: Timo Sonntag, Arthur Blom

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